Donnerstag, 16:20 Uhr

Februar 2017

Wo der Spaß aufhört

Unsere beiden Ältesten (6, 7) machen sich seit ein paar Wochen regelmäßig einen Spaß daraus, ihren kleinen Bruder Michi (gerade 3) zu ärgern; dabei machen sie sich zunutze, dass er manches noch nicht einschätzen kann. Ein Beispiel: Sie tun so, als hätten sie sich im Klo eingeschlossen und brauchten Hilfe. Wenn Michi uns dann holt, sind sie schon weggerannt und lachen sich kaputt über ihn. Michi versteht das einfach nicht und lacht mit; mich ärgert das dagegen furchtbar, und ich möchte ihn gerne davor beschützen.

Bitte schauen Sie erst einmal genau hin: Wer ärgert hier eigentlich wen, und wer hat ein Problem damit? Offensichtlich doch Sie selbst – und nicht etwa Michi. Um zu verstehen, dass seine Geschwister sich über ihn lustig machen, müsste er sich in sie hinein versetzen und ihre Motive und Absichten verstehen. Das schafft er noch nicht, also freut er sich wahrscheinlich noch über das „lustige“ Spiel, das die beiden „Großen“ mit ihm machen. Müssen Sie ihn davor wirklich beschützen? Das wäre auf jeden Fall angebracht, wenn seine Geschwister seine Unwissenheit ausnutzen, um ihm (oder anderen) in irgendeiner Weise zu schaden, etwa wenn sie ihn dazu verleiten, etwas Ungenießbares zu essen oder etwas kaputt zu machen. Aber solange der Spaß sich in harmlosen Grenzen hält, können Sie die Angelegenheit gelassener angehen.

Reden würde ich trotzdem mal mit den beiden. Aus zwei Gründen:

  1. Sie selbst leiden offensichtlich unter ihren „Späßen“. Wahrscheinlich sind Sie es leid, sich deswegen immer wieder mal bei anderen Arbeiten unterbrechen zu müssen, oder Sie haben sich sogar das eine oder andere Mal böse, wenn Michi Sie aufgeregt alarmierte. Machen Sie den beiden klar, dass Sie sich darüber ärgern. Das geht natürlich nur, wenn Sie sich vorher selbst über Ihre Gefühle und Motive klar werden.
  2. Auf lange Sicht würde die Beziehung der Geschwister untereinander leiden, wenn die beiden sich daran gewöhnen, ihren „doofen“ kleinen Bruder zum Spielzeug herabzuwürdigen. Wahrscheinlich ist ihnen das selbst gar nicht bewusst so. Zwar gibt es unter Geschwistern öfter Situationen, in denen sich zwei oder drei gegen ein anderes verbünden; das muss nicht bedeuten, dass sie das „Opfer“ nicht mögen oder gar „richtig fertig machen“ wollen. Vielleicht finden es die beiden Älteren ja einfach nur faszinierend, dass Michi immer wieder auf ihr Theater hereinfällt und sich von ihnen manipulieren lässt. Und überlegen Sie auch einmal, wie die beiden ihrem jüngeren Bruder sonst begegnen: Einfühlsam? Hilfsbereit? Dann genügt es wahrscheinlich, sie darauf hinzuweisen, dass Michi ihre Späße früher oder später nicht mehr lustig finden, sondern gekränkt reagieren und sich seinerseits revanchieren wird – mit unabsehbaren Folgen für das Geschwister- oder Familienklima. Oder behandeln die „Großen“ Michi durchgängig eher abweisend und ruppig? Dann hätten Sie wirklich ein Problem, das Sie gründlich angehen und dabei auch Ihren eigenen Umgang mit den Geschwistern in Frage stellen müssten.

In unserer Rubrik Familie von A-Z finden Sie weitere interessante Artikel und Infos zu dem Thema Entwicklung des Kindes.

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