Mittwoch, 07:08 Uhr

Arme Familien

„Das können wir uns nicht leisten“

„Das können wir uns nicht leisten“

Armut: Für viele Familien und ihre Kinder ist das bittere Realität. Steffi Ziegler beschreibt, wie sie sich dabei fühlt.

Seitdem ich von meinem Mann getrennt lebe, ist es nicht leicht, mit den beiden Kindern finanziell über die Runden zu kommen. Ich arbeite zwar in meinem Beruf als Floristin, wegen der ungünstigen Arbeitszeiten aber nur vormittags; ich muss deshalb „aufstocken“, bekomme also einen Zuschuss zu meinem Einkommen und dem Unterhalt für die Kinder von der Arbeitsagentur. Damit kommen wir meist so gerade hin.

Was mir dabei hilft: Ich habe gelernt, ziemlich gut zu improvisieren, Schnäppchen zu suchen und zu organisieren. Vor allem bin ich erfinderisch, mit dem, was beim Discounter gerade günstig ist, leckeres und gesundes Essen zu zaubern. Emily, meine „Große“, geht in die erste Klasse, Luca besucht die Kita. Beide wissen, dass wir uns nicht alles leisten können, aber sie haben natürlich ihre Wünsche. Wie die anderen Kinder möchten sie auch gern mal einen Hamburger essen oder ins Kino. Und oft verliebt sich Emily ausgerechnet in das teuerste Shirt … Manchmal quengelt sie dann, und das tut mir weh. In solchen Momenten muss ich mich selbst daran erinnern: Weil ich mehr Zeit für die Kinder haben will, müssen wir eben mit weniger Geld auskommen.

Atempause

Der Kraft des Engels trauen

Trau
dem Engel der Ehrlichkeit
der dich auf dich selbst zurückwirft
damit du dir und anderen nichts mehr vormachst
was dir zutiefst widerspricht

Trau
dem Engel der Leichtigkeit
der deinen Handlungsspielraum weitet
damit deine Kreativität wachsen kann
und eine heilvolle Atmosphäre entsteht

Trau
dem Engel der Beharrlichkeit
der dein inneres Feuer nährt
damit Solidarität und Toleranz spürbar werden

Trau
dem Engel der Sinnlichkeit
der uns zur wohltuenden Zärtlichkeit berührt
zum Genießen all der Früchte der Schöpfung.

aus: Pierre Stutz, Der Stimme des Herzens folgen,
Jahreslesebuch © 2005 Verlag
Herder GmbH, Freiburg i.Br., S. 374

Eng wird es manchmal, wenn im Monat mehrere Einladungen zum Kindergeburtstag kommen. Jedes Mal etwas besorgen, und das darf auf keinen Fall armselig aussehen. Denn das ist meine größte Angst: dass meine Kinder, dass wir als Familie abgewertet werden, weil Emily und Luca nicht immer die neuesten Sachen tragen und bei uns das Geld nicht so locker sitzt. Nicht selten liege ich deswegen abends wach, weil meine Gedanken kreisen … Dann bin ich froh, dass ich in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung und bei Wochenenden für Alleinerziehende meine Sorgen teilen kann und Ermutigung und Gemeinschaft erfahre. Das stärkt mich sehr.

Bisher haben wir meist Lösungen gefunden, obwohl längst nicht alle Wünsche erfüllt werden können. (Aber das geht wohl fast allen Familien so.) Manchmal gibt die Oma oder der Patenonkel einen Zuschuss zu einem besonderen Shirt, oder wir setzen es auf die Wunschliste für Weihnachten. Für manches muss auch gespart werden, und für den Klassenausflug, den Schulbedarf oder die Beiträge für den Sportverein und die Musikschule gibt’s glücklicherweise Zuschüsse. Zwar fällt es mir oft nicht leicht, wieder mal so einen Antrag zu stellen, und ich muss dafür mein ganzes Selbstbewusstsein zusammennehmen. Aber mir liegt sehr daran, den Kindern das zu ermöglichen, was geht. „Das können wir uns nicht leisten!“, muss ich oft genug sagen.

Steffi Ziegler (37) lebt mit ihren Kindern
Emily (6) und Luca (3) im Ruhrgebiet.

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