Donnerstag, 15:53 Uhr

Was tun gegen sexuelle Gewalt

Klapperstorch ade!

Warum eine gelungene Sexualerziehung schon bei kleinen Kindern so wichtig ist.

Von Anfang an erleben Kinder Körper kontakt als wichtige Lebensenergie. Schon vor der Geburt nuckeln sie am Daumen und erleben dabei Freude am eigenen Körper. Die sinnlichen Erfahrungen beim Saugen an Mamas Brust, beim Baden, Eincremen und Kuscheln schenken ihnen Wohlbehagen und Ge­borgenheit und wecken Freude am Kontakt zu anderen Menschen. Die liebevolle Zuwendung der Eltern signalisiert ihnen zugleich: Dein Körper ist schön und wertvoll. Auf diesem Fundament wachsen ihre Beziehungs- und Liebesfähigkeit, ihr Selbstbewusstsein und ihre Überzeugung, akzeptiert und geliebt zu werden. Eine gelungene Sexualerziehung stärkt diese Gefühle – und hilft damit auch beim Schutz vor sexueller Gewalt.

Ein erstes wichtiges Signal setzen Eltern dabei mit ihrer Reaktion, wenn ihr Sohn beim Wickeln an seinem Penis zupft oder die Tochter beim Baden lustvoll ihre Scheide betastet. Mit „erwachsener“ Sexualität hat das nichts zu tun. Die Kleinen erforschen ihren Körper – wie alles andere – mit natürlicher Neugier, unbefangen und ganz auf sich selbst bezogen. Gut, wenn ihre Eltern genauso natürlich damit umgehen und die Geschlechtsteile genauso sachlich und wertschätzend benennen wie vorher die Nase oder die Finger: „Ah, du hast deine Scheide entdeckt!“ In betretenes Schweigen zu verfallen, die Hände der Kleinen von der lustvollen Beschäftigung abzulenken oder gar zu schimpfen könnte dagegen verhängnisvolle Folgen haben. Wo­möglich folgern Kinder daraus, dass ihre Geschlechtsteile „schmutzig“ sind, entwickeln eine übertriebene Scham und setzen die angenehmen Spiele nur noch heimlich und mit schlechtem Gewissen fort. Und haben nicht zuletzt Hemmungen, mit der Mutter oder dem Vater offen und vertrauensvoll über Sexualität zu reden …

Die nächsten Herausforderungen folgen, wenn Kinder sich für den Unterschied zwischen Mädchen und Jungen interessieren und ihn bei „Doktorspielen“ erforschen. Sehen alle Mädchen gleich aus? Und die Jungen? Habe ich selbst alles, was zu einem „richtigen“ Jungen oder Mädchen gehört? Das gehört zu einer natür­lichen sexuellen Entwicklung; kein Grund also, die Kleinen daran zu hindern – es sei denn, dass ältere Kinder jüngere dabei ausnutzen oder zwingen oder es zu Übergriffen kommt.

Ungefähr zur gleichen Zeit konfrontieren viele Kinder ihre Eltern mit der Frage: „Wo kommen eigentlich die Babys her?“ Dass Ausreden wie „Dafür bist du noch zu klein“ dann ebenso wenig taugen wie das Märchen vom Klapperstorch, wissen alle Eltern. Andererseits brauchen die Kleinen fürs Erste auch keine Erklärung bis ins Detail; das würde viele überfordern. Die meisten sind schon zufrieden zu erfahren: „Babys wachsen im Bauch ihrer Mütter.“ Andere, die mehr wissen wollen, fragen von sich aus weiter: „Und wie kommen die Babys da hinein?“ Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Eltern

  • für tägliche Gesprächszeiten und eine vertraute Atmosphäre sorgen, in der Kinder sich mit ihren Fragen und Gefühlen ernst genommen fühlen,  
  • den Kindern signalisieren, dass jede Frage willkommen ist,          
  • und offen und ehrlich antworten,
  • eine altersgemäße, wertschätzende Sprache für die verschiedenen Körperteile, für sexuelle Handlungen und für sexuelle Gefühle finden.

Eine gute Hilfe dabei leisten Bilderbücher, die die Vorgänge rund ums Kinderkriegen sachlich und liebevoll darstellen (Hinweisliste hier herunterladen).

So helfen Mütter und Väter ihren Kindern, einen unbefangenen Umgang mit ihrer Sexualität zu finden, und nehmen heimtückischen „Angeboten“ zur Befriedigung ihrer sexuellen Neugier den Reiz. Außerdem finden Kinder leichter den Mut, über einen sexuellen Übergriff zu reden, wenn sie die richtigen Wörter dafür kennen und wissen: Mit Mama und Papa kann ich über alles reden.

Brave Mädchen, starke Jungen?

Mädchen, die sich sanft, angepasst und hilfsbereit verhalten, Jungen, die wie Indianer keinen Schmerz kennen:  Solche überholten Bilder von einem „richtigen“ Mädchen und einem „richtigen“ Jungen können Kinder gerade in schwierigen Situationen schwächen.

Mädchen, die nur ja nicht „zickig“ sein dürfen, können sich weniger gegen sexuelle Übergriffe zur Wehr setzen als andere, die dazu ermutigt werden, eigenwillig, selbstbewusst und durchsetzungsfähig zu sein. Jungen, die kämpferisch, furchtlos und stark sein sollen, erleben sich bei einem Übergriff als ohnmächtige Versager und trauen sich oft nicht, davon zu erzählen und Hilfe zu holen – weil sie Angst, Trauer und Schmerz nicht zeigen dürfen.

Gut, wenn Kinder in ihrer Familie und ihrer Umgebung erleben: Männer und Frauen gehen  gleichberechtigt und wertschätzend miteinander um. So haben Jungen und Mädchen die Chance, sich selbstbewusst und flexibel in ihrer Geschlechterrolle zu entwickeln. Klar ist jedenfalls: Es ist eine gesellschaftliche Verhaltenszuschreibung, dass Frauen sensibel und emotional, Männer aber durchsetzungs­fähig und praktisch veranlagt sind.

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