Freitag, 12:16 Uhr

Liebe Eltern,

aauch Sebastian Vettel hätte das (mit meinem Auto) nicht schneller geschafft. Wie von Furien gehetzt raste ich an diesem Tag vom Büro nach Hause, um meine Kinder pünktlich aus der Obhut der jungen Familienpflegerin Sandra zu übernehmen. Meine Frau Bettina war am Vortag zur Reha nach Borkum gefahren, um ihren seit der Schwangerschaft mit Anna lädierten Rücken zu pflegen.

Ich sah dieser Zeit mit gemischten Gefühlen entgegen. Vielleicht würde Anna (gerade elf Monate alt) Sandra das Essen verweigern? Manuel (5) könnte seine Heimrechte herauskehren („Bei Mama dürfen wir aber ...“)! Und Lukas (2) wollte schon seit Wochen nur „Von Mama!“ ins Bett gebracht werden ...

Doch meine Dreierbande überschlug sich in Wohlverhalten. Als wollten sie ihren Vater bloß nicht überfordern! Sandra als Ersatzmama war ein Volltreffer, und an den Wochenenden kümmerten sich meine Schwester und meine Schwägerin rührend darum, dass es unseren Kindern auf Zeit an Nichts fehlte.

Stress hatte nur Bettina. Denn so oft sie sich über Skype meldete – ihre Kinder waren gerade mit einer Tante auf dem Spielplatz, krabbelten und kletterten in und auf dem Pueblo herum, das Sandra ihnen aus Umzugskartons gebaut hatte, oder hatten sonst Wichtigeres zu tun ...

Josef Pütz

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