Auch die besten Eltern sind nicht immer einer Meinung. Aber wie sollen sie damit umgehen? „Bloß kein Streit vor den Kindern!“, warnen die einen; die Kinder müssten doch die Orientierung verlieren oder könnten die Eltern gegeneinander ausspielen, wenn die ihre Konflikte offen austragen. „Alles ausdiskutieren!“, fordern andere; so könnten Kinder Demokratie erleben und lernen, sich ihre eigene Meinung zu bilden.
Fest steht: Kinder bekommen mehr mit als das, was gesagt wird. Sie sind sogar für das, was ohne Worte abläuft, besonders empfänglich. Wenn sie fühlen, dass zwischen ihren Eltern „dicke Luft“ ist, Vater und Mutter ihnen jedoch „heile Welt“ vorgaukeln, dann erzeugt das Unsicherheit; womöglich fühlen sie sich sogar selbst schuldig. Besser spielen Eltern also mit offenen Karten. Die Erfahrung, dass sie sich in Erziehungsfragen nicht immer einig sind, schadet ihren Kindern nicht. Sie erleben so, wie verschieden Menschen sein können; umso eher können sie sich selbst zu eigenständigen Persönlichkeiten entwickeln. Und: Am Streitverhalten der Eltern lernen sie am besten, selbst zu streiten.
Streit ist also nicht schlimm; es darf dabei sogar mal laut zugehen. Zum Problem werden Auseinandersetzungen zwischen Eltern erst, wenn sie zum Dauerzustand werden, Mutter und Vater sich dabei gegenseitig abwerten, die Kinder als Bündnispartner oder Schiedsrichter mit hineinziehen und/oder nicht mehr zueinanderfinden. Anders, wenn Kinder erleben: Auch nach einem Gewitter scheint wieder die Sonne. Die Eltern versöhnen sich und haben sich wieder lieb, auch wenn ihre Standpunkte manchmal unterschiedlich bleiben.
Übrigens: Richtig streiten kann man lernen. Wie’s geht, zeigen EPL- („Ein Partnerschaftliches Lernprogramm“) und KEK- („Konstruktive Ehe und Kommunikation) Kurse; wo der nächste stattfindet, steht unter www.epl-kek.de