Montag: Felix lernt im Pfarrzentrum kochen. Dienstag: Angie geht zum Ballett. Mittwoch: Laura kickt bei den Bambini des VfL. Donnerstag: Uli streift mit der Kindergruppe des Naturschutzzentrums durch den Wald. Freitag: Steffen übt in der Musikschule „Bruder Jakob“ auf dem Glockenspiel. Und ständig erzählen ihre Mütter, wie viel Tolles die Söhne und Töchter dabei doch erleben.
„Müssen wir unser Kind nicht auch ein bisschen mehr fördern?“, fragen sich da manche Eltern. Vor allem Stadtkindern steht heute ein großes Freizeitangebot offen. Auf viele Mütter und Väter wirkt es sehr verführerisch, weil ihr Nachwuchs sonst kaum Möglichkeiten findet, gefahrlos zu toben und auf Entdeckungstour zu gehen.
Keine Frage: Kurse und Vereine können Kinder bereichern. Sie eröffnen ihnen die Chance, Neigungen und Begabungen zu entdecken und weiterzuentwickeln; außerdem begegnen die Kinder anderen Menschen und neuen Aufgaben, an denen sie sich bewähren müssen. Bambini-Kicker und Jung-Köche lernen deshalb nicht nur, mit dem Ball oder mit dem Schneebesen zu jonglieren; auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Persönlichkeit wachsen dabei. Die Kehrseite der Medaille: Jeder Kurs zwingt Kinder ein bisschen mehr unter das Diktat von Terminen. Sie bewegen sich nicht mehr im „normalen Leben“ von Familie und Nachbarschaft, sondern in einer Welt von Kinder-„Inseln“. Und sie gewöhnen sich daran, ihre Freizeit nicht selbst zu gestalten, sondern von anderen gestalten zu lassen.
Tolle Kurse allein machen Kinder also nicht glücklich. Sie brauchen vor allem Zeit: Zeit zum freien Spielen, um mal dieses, mal jenes auszuprobieren; Zeit für Freunde; Zeit zum Nichtstun und für Langeweile. Bleibt ihnen dafür genug Zeit? Und fühlen sie sich in ihren Kursen wirklich wohl? Oder eher überfordert? Die Zahl der Termine allein gibt darauf keine zuverlässige Antwort. Die finden Eltern nur, wenn sie ihr Kind liebevoll beobachten:
Die Probezeiten, die es bei vielen Angeboten gibt, können Eltern nutzen, um zu schauen, ob der ausgewählte Kurs dem Kind wirklich Freude macht. Außerdem müssen Eltern auch an sich selbst denken. Wenn die Freizeitwünsche der Kinder sie finanziell überfordern oder die Fahrerei von Termin zu Termin in Hetze ausartet, dürfen Mütter und Väter ruhig „Nein“ sagen.