Mittwoch morgen, 9 Uhr. Auf dem Parkplatz der Familienbildungsstätte herrscht dichtes Gedränge, knallen Autotüren, wuseln junge Mütter mit Kinderwagen, Maxi-Cosis und Babytragen durcheinander. Krabbelgruppen-Zeit. „PEKiP (Prager-Eltern-Kind-Programm), Babymassage und ähnliche Angebote sind bei uns immer ausgebucht“, freut sich Konni Faber, Leiterin der katholischen Familienbildungsstätte in Simmern.
Offensichtlich empfinden junge Mütter es heute fast schon als Selbstverständlichkeit, mit ihren Babys eine Eltern-Kind-Gruppe zu besuchen. Aber brauchen Kinder in diesem Alter von vier, fünf Monaten schon solche Gruppen und Sozialkontakte?
„Sie brauchen noch keine Spielkameraden“, stellt Konni Faber klar, „aber es tut ihnen gut, über eine längere Zeit in so eine Gruppe hineinzuwachsen und mit den anderen Kindern vertraut zu werden. Viele gehen später dann auch zusammen in die Kita und sogar in die Schule.“ Vorerst genießen die Kleinen in der Gruppe vor allem die intensive Nähe der Mama. Bei den Treffen hat sie Zeit nur für ihr Baby, bekommt Anleitungen und Ideen für kindgerechte Spiele, Lieder, Massagen und Berührungen. „Die Gruppen fördern so den innigen Kontakt von Mutter und Kind und unterstützen damit die Bindung.“
Den jungen Mamas tut es außerdem gut, sich mit anderen Frauen auszutauschen. Es beruhigt zu hören, dass manche Probleme in dieser Phase bei anderen ganz ähnlich auftreten, also nicht die eigene Unzulänglichkeit „schuld ist“. „Wegen dieser Unsicherheiten und Selbstzweifel vieler junger Mütter komm es sehr auf die pädagogische Qualifikation und Erfahrung der Kursleiterinnen an“, betont Konni Faber. „Sie können auch mal einen fachlichen Rat geben und an andere kompetente Stellen verweisen, wenn wirklich etwas auffällig erscheint.“
Den Namen weiß ich nicht. Doch du bist einer
Der Engel aus dem himmlischen Quartett,
Das einstmals, als ich kleiner war und reiner,
Allnächtlich Wache hielt an meinem Bett.
Wie du auch heißt – seit vielen Jahren schon
Hältst du die Schwingen über mich gebreitet
Und hast, der Toren guter Schutzpatron,
Durch Wasser und durch Feuer mich geleitet.
Du halfst dem Taugenichts, als er zu spät
Das Einmaleins der Lebensschule lernte.
Und meine Saat, mit Bangen ausgesät,
Ging auf und wurde unverhofft zur Ernte.
Seit langem bin ich tief in deiner Schuld.
Verzeih mir noch die eine – letzte – Bitte:
Erstrecke deine himmlische Geduld
Auch auf mein Kind und lenke seine Schritte.
Er ist mein Sohn. Das heißt: er ist gefährdet.
Sei um ihn tags, behüte seinen Schlaf.
Und füg es, daß mein liebes schwarzes Schaf
Sich dann und wann ein wenig weiß gebärdet.
Gib du dem kleinen Träumer das Geleit.
Hilf ihm vor Gott und vor der Welt bestehen.
Und bleibt dir dann noch etwas freie Zeit,
Magst du bei mir auch nach dem Rechten sehen.
Mascha Kaléko
aus: In meinen Träumen läutet es Sturm.
© 1977 Deutscher Taschenbuch Verlag,
München
Eine gute Kursleiterin entschärft auch die Versuchung, die Kinder miteinander zu vergleichen. Maria dreht sich schon auf den Bauch, Paula schläft durch, Lukas hat zwei Zähne: Solche beiläufigen Erzählungen nähren bei manchen Frauen die Sorge, dass ihr Kind sich nicht optimal entwickelt. Der Job der Kursleiterin ist dann klar zu machen, dass kein Kind wie ein anderes ist und jedes sich in seinem eigenen Takt und Rhythmus entwickelt.
Übrigens: Seit immer mehr Väter ihre „Partnermonate“ in der Elternzeit wahrnehmen, tauchen sie auch vermehrt in Eltern-Kind-Gruppen auf. „Viele junge Familien lösen das ganz flexibel: Wer Zeit hat, nimmt teil, manchmal ist es sogar die Oma“, erzählt Konni Faber. Für Familien mit ganz engem Terminkalender haben manche Familienbildungsstätten, Elternschulen, Hebammenpraxen, Familien- und Mütterzentren sogar Gruppen an den Wochenenden eingerichtet.