Freitag, 12:22 Uhr

Spielen mit kleinen Kindern

Warum Guckguck-Spiele so wichtig sind

Was weg ist, ist weg. Bisher galt diese Allerweltsweisheit auch für Matti – was er nicht sah, existierte für ihn nicht (mehr), also suchte er auch nicht danach. Doch inzwischen ist Matti fast sieben Monate alt. Seine Sehfähigkeit hat sich gut entwickelt. Er nimmt jetzt viele interessante Dinge wahr, die weiter entfernt liegen, kann sich schon danach strecken und, wenn auch mühsam, darauf zubewegen. Und vor allem: Er beginnt zu ahnen, was die Wissenschaft „Objektpermanenz“ nennen: Die Mama, Papas Schlüsselbund und der Stoffball sind noch da, auch wenn Matti sie gerade nicht sieht.

Dieser interessanten Entdeckung geht Matti in den nächsten Wochen immer weiter auf den Grund. Kommt die Mama wirklich immer, wenn er auf sich aufmerksam macht? Entdeckt er den Papa wieder, wenn er um die Küchentür herumrobbt? Matti schaut jetzt ganz genau hin: Mama hat ein Tuch über den Teddy gelegt, aber ein Ohr schaut noch heraus. Schwupps, zieht er das Tuch weg, und da liegt tatsächlich der ganze Teddy. Das Größte ist es, wenn die Eltern sich beim Wickeln für einen Moment ein Tuch vor das Gesicht halten oder Mattis Gesicht zudecken, um dann – Guckguck! – fröhlich wieder aufzutauchen. Anfangs hat ihn das ein bisschen irritiert. Aber jetzt hat er die Angst, die Eltern könnten wirklich verschwunden sein, im Griff und genießt das Spiel. In allen Variationen: Mal hält er sich selbst sein Schmusetuch vors Gesicht, mal versteckt er sich hinter einem Vorhang. Dass dabei seine Füße herausschauen, stört ihn überhaupt nicht; solange er keinen Blickkontakt zu seinem Papa hat, ist Matti überzeugt, dass er auch selbst für Papa „weg“ ist.

Edelstein

Fingerspiele

Zuerst grinse ich innerlich nur.
„Da hast’ einen Taler …“, rezitiert meine Mutter und patscht Oliver dabei ins Händchen. Großeltern halt …
Aber dann sehe ich das Gesicht meines Sohns, die Spannung, mit der er auf das „Diddeldiddeldänzchen“ und Omas Krabbeln in seinem Handteller wartet. Als könnte ich seinem Gehirn beim Arbeiten zusehen! ’Tschuldigung, Mama!

Franka, 30

Das Wissen um die „Objektpermanenz“ eröffnet Matti noch andere spannende Einsichten. Zum Beispiel hat er sich um den Löffel, den er vom Hochstuhl fegte, bisher nicht weiter gekümmert. Jetzt schaut er interessiert hinterher: Fällt das Ding wirklich immer nach unten? Oder bewegt es sich auch mal? Noch wichtiger: Die Freude, die Matti und seine Eltern beim Suchen und Wiederfinden spüren, stärkt ihre gegenseitige Bindung. Und vielleicht wird ihm diese Erfahrung auch helfen, die ersten Trennungen von Mama und Papa besser auszuhalten.

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