Dienstag, 01:38 Uhr

Esskultur in der Familie

... und freitags Fisch

Esskultur? Gut möglich, dass viele Eltern beim dem Wort nur seufzen und abwinken. Vor ihren inneren Augen erscheinen die Fernsehbilder vom jüngsten Diner für die englische Königsfamilie im Schloss Bellevue – und dann: umgestoßene Gläser, verkleckerte Tischtücher und weinerliches „Mag ich nicht!“-Genöle.

Schade. Denn die gemeinsamen Mahlzeiten gehören zu den nachhaltigsten Ereignissen im Familien- und Erziehungsalltag. Sie vermitteln Kindern Zugehörigkeit und Nähe. Die Zuverlässigkeit, mit der die Familie am Tisch zusammenkommt, stärkt ihr Vertrauen, dass sie in der Welt gut aufgehoben sind, und ihr Gefühl für die Zeit. Über die Gespräche beim Essen erfahren sie mehr „über Gott und die Welt“. Und regelmäßige Mahlzeiten bekommen ihrer Gesundheit besser als wahlloses Zwischendurch- und Nebenbei-Futtern.

Es lohnt sich also, die Esskultur in der Familie zu pflegen. Ein großer Teil davon sind Rituale – die gerade kleine Kinder innig lieben.

  • Jede/r am Tisch hat ihren/seinen Stammplatz …
  • … und sein Lieblingsgeschirr.
  • Zu Beginn fassen sich alle an den Händen und wünschen sich einen guten Appetit, vielleicht mit einem kurzen Reim, einem kleinen Lied oder Tischgebet.
  • Vielleicht brennt auf dem Tisch eine Kerze.
  • An bestimmten Tagen gibt es besondere Gerichte: zum Beispiel dienstags Pfannkuchen, freitags Fisch und sonntags zum Frühstück Nutella.
  • Die Zeitung, das Smartphone und Spielzeug sind am Esstisch tabu, Fernseher und Radio bleiben aus.

Atempause

Geduld und Liebe

Geduld und Liebe
lassen uns ernten,
was wir gesät haben.
Wir pflücken
vom Baum des Lebens,
was er uns schenkt.
Wir ernten,
was in uns gewachsen ist.
Wir genießen
die Farben der Reife
und die Fülle der Früchte.
Wir ernten,
was wir gesät haben.
Jeden Tag neu.

Ingrid Schreiner
aus: Zu Zweit. Adventsmomente
für die Partnerschaft,
© 2014 Echter Verlag GmbH, Würzburg

Jede Familie entwickelt so beim Essen ihre eigenen Vorlieben und Besonderheiten. Das gilt auch für das Ende der Mahlzeiten.

  • Dass kleine Kinder nicht so lange am Tisch aushalten wie Erwachsene, ist normal. Wenn sie satt sind, dürfen sie deshalb aufstehen und spielen gehen.
  • Klar ist aber auch: Wer aufsteht, spielt ohne Mama oder Papa. Die Erwachsenen bleiben am Tisch sitzen, bis alle fertig sind.
  • Und wenn das Kind zurückkommt und doch weiter essen möchte? Eltern entscheiden das am besten so, dass sie sich selbst wohl dabei fühlen.
  • Aber: Wenn der Tisch abgeräumt ist, gibt’s bis zur nächsten Mahlzeit nichts mehr „für den kleinen Hunger zwischendurch“.

Das Wichtigste bei den Mahlzeiten sind auf jeden Fall das Essen und das freundliche Miteinander. Gut deshalb, wenn Eltern sich dafür Zeit nehmen und „Störungen“ mit Gelassenheit begegnen. Übrigens: Unbestätigten Gerüchten zufolge hat Prinz William im Alter von zwei Jahren auch mal das Tischtuch verkleckert. Und die Queen was amused.

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