Donnerstag, 06:47 Uhr

Aufklärung

Die Sache mit der Lust und der Liebe

Wenn Kinder ein Geschwisterchen bekommen oder eine schwangere Frau sehen, erwacht bei vielen die Neugier: „Woher kommen die Babys?“ „Kann Papa auch ein Kind bekommen?“ „Wie kommt das Baby in Mamas Bauch hinein?“ Je ehrlicher und offener Eltern dann über Geschlechtsunterschiede, Zeugung und Geburt, Zärtlichkeit und sexuelle Zuwendung reden, desto besser finden ihre Kinder mit der Zeit einen unverkrampften Zugang zur gelebten ­Sexualität.

Nur die wenigsten Eltern bekommen bei diesen Themen noch rote Ohren. Allenfalls denken Mütter und Väter heute darüber nach, wie viel sie ihren Kindern erzählen sollen: Was müsste es in seinem Alter wissen? Und was würde es noch überfordern?

Die einfachste Lösung: dem Kind selbst überlassen, wie viel es wissen möchte. Das heißt praktisch: nicht lange überlegen, sondern konkret beantworten, wonach es gefragt hat – in Worten und Bildern, die es kennt. Auf die Frage: „Woher kommen die Kinder?“ genügt also manchmal die Antwort: „Aus dem Bauch der Mutter.“ Möglich, dass dann die nächste Frage folgt: „Und wie kommt das Baby da hinein?“ Eine Antwort wäre zum Beispiel: „Wenn ein Mann und eine Frau sich sehr lieb haben und miteinander schmusen, wird oft sein Penis steif und ihre Scheide feucht. Viele mögen es dann sehr, wenn der Mann ­seinen Penis in die Scheide der Frau schiebt. Und dann kann ein Kind entstehen.“ Gute Bilderbücher können beim Erklären dieses Vorgangs helfen.

Allerdings gibt es kein Patentrezept dafür, wie detailliert, mit welchen Worten (und welchen Büchern) Eltern ihre Kinder am besten aufklären; denn jedes lebt in einer eigenen Welt und bringt andere Vor-Erfahrungen und -Informationen mit. Das eine fragt sich (und seine Eltern) vielleicht erschrocken, ob „der Mann Pipi in die Scheide der Frau macht“, das andere möchte wissen, ob Mama und Papa es bei seiner Zeugung genauso gemacht haben. Manche haben in ihrer Familie, in ihrer Umgebung, im Fernsehen bereits Erwachsene in zärtlicher Umarmung und beim Küssen gesehen; andere erleben das kaum, weil ihre Eltern sich befangen fühlen, wenn die Kinder ihnen beim Schmusen zuschauen.

So oder so ist es mit einem einmaligen Aufklärungsgespräch nicht getan. Vielmehr kommt es darauf an, bei Begegnungen mit Schwangeren und ähnlichen Gelegenheiten Augen und Ohren offen zu halten, auf Reaktionen und Fragen der Kinder einzugehen und halb oder falsch Verstandenes zurechtzurücken. Und dabei die Frage nach der Herkunft von Kindern keinesfalls nur aufs rein Biologische zu verengen. Die Freude an der gegenseitigen Zuneigung, das Genießen von Zärtlichkeit, das Erleben von Erwartungsfreude und von Lust: Auch darüber können Eltern schon mit ihren Kindern sprechen. Nicht zuletzt erfahren Kinder dadurch, dass sie ihr Leben nicht einem ­mechanischen Akt, sondern der Liebe ihrer Eltern verdanken; das schafft Geborgenheit.

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