Samstag, 14:59 Uhr

Demokratie in der Familie …

Das Parlament am Esstisch

Demokratie in der Familie …

Ein Familienrat, der regelmäßig tagt und in dem Eltern und Kinder gemeinsam überlegen, wer welche Aufgaben im Haushalt übernimmt und wo die Familie die Ferien verbringt? In dem die Kinder ihre Mütter und Väter sogar überstimmen können? Eltern früherer Generationen hätten über diese Idee verständnislos den Kopf geschüttelt. Doch die Verfechter eines „Familienrats“ oder einer „Familienkonferenz“ verfolgen damit keineswegs eine weltfremde Idee.

Sie beziehen sich zwar auf den alt-­römischen Grundsatz: Was alle angeht, soll auch mit allen beraten werden. Doch „beraten“ heißt nicht gleich auch „entscheiden“. Wenn’s nur um das Ziel für den nächsten Sonntagsausflug geht, mögen die Kinder die Eltern vielleicht überstimmen; in allen Fragen rund um die gesetzlich definierte elterliche Sorge dagegen dürfen Mütter und Väter ihre Verantwortung nicht aus der Hand geben. Zum Beispiel: Darf Max trotz Fieber ins Fußballcamp ­fahren? Oder: Sind fünf Stunden Computer­spielen am Stück okay? Gut, wenn Eltern deshalb vorher klarstellen: „Ihr Kinder könnt eure Meinung dazu sagen, damit wir Eltern eine gute Entscheidungsgrundlage haben. Aber gleichberechtigt abstimmen können wir darüber nicht.“ Erst recht dürfen sie keine Paarthemen zur Diskussion stellen („Wer hat nun eurer Meinung nach Recht, Papa oder Mama?“) und Kinder so in einen Paar-Konflikt hineinziehen. Das würde sie überfordern.

Aber auch mit diesen Einschränkungen verspricht eine regelmäßige Familienkonferenz Eltern und Kindern handfeste Vorteile:

  • Die Kinder sehen, dass wichtige Entscheidungen über das Familienleben nicht über ihren Kopf getroffen werden. Sie fühlen sich ernst genommen und sind umso eher bereit, sich an Vereinbarungen zu halten und selbst Verantwortung dafür zu übernehmen.
  • Sie lernen, Ideen und Beschwerden zu äußern, aufeinander zu hören und Kompromisse zu schließen.
  • Alle lernen, Ausschau nach guten Lösungen zu halten, anstatt sich im Problemfrust aufzureiben.
  • Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie wächst.
  • Und last not least: Familienkonferenzen bieten ein ideales Training für staats­bürgerliches Verhalten.
Demokratie in der Familie …

Gute Themen für die Familienkonferenz sind (zum Beispiel) die Gestaltung der alltäglichen Abläufe in der Familie, Ordnung und häusliche Pflichten, wiederkehrende Ärgernisse und Streit, die Verbesserung der Familien-Atmosphäre, Freizeitgestaltung, Urlaubsplanung oder die Gestaltung von Familien-Feiern.


Und so funktioniert’s:

  • Die Familie reserviert einen festen ­Termin in der Woche, an dem niemand andere Verpflichtungen hat, für die ­Familienkonferenz.
  • Sitzungen mit Vorschulkindern sollten nicht länger als 20 Minuten dauern, mit Grundschulkindern bis zu 45 Minuten.
  • Handy und Telefon bleiben aus.
  • Beim ersten Mal übernehmen Mutter oder Vater die Gesprächsleitung und das Protokoll. Bei den folgenden Sitzungen können auch Schulkinder diese Auf­gaben übernehmen.

Der Gesprächsleiter/die Gesprächsleiterin

  • sorgt für eine angenehme Atmosphäre – Getränke, eine Kerze auf dem Tisch …
  • sammelt Vorschläge für die Tagesordnung. Eine gute Hilfe dazu ist ein „Briefkasten“, in den die Familienmitglieder zwischen den Sitzungen Vorschläge einwerfen können.
  • achtet auf die Einhaltung der Gesprächsregeln. Alle sollen zu Wort kommen, alle dürfen ausreden.
  • hält die Ergebnisse fest: Was wurde beschlossen? Wer übernimmt welche Aufgaben? (Ein „Protokollbuch“, in dem die Familie ihre Entscheidungen sammelt, ist nicht nur eine hilfreiche Gedächtnisstütze, sondern später ein schönes Erinnerungsstück.)   
  • klärt am Ende, wer die Gesprächsleitung bei der nächsten Sitzung übernimmt.

Übrigens: Viele Familien haben gute Erfahrungen damit gemacht, umstrittene Lösungen zunächst für eine Probezeit umzusetzen: „In vier Wochen sprechen wir wieder darüber, wie es geklappt hat und was wir noch verbessern können“. Das erleichtert es auch Zweiflern, sich darauf einzulassen.

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