Gott, du bist mir nahe.
Ganz gleich,
ob ich in einer Kathedrale knie oder
an einer Verkehrsampel warte,
ganz gleich ob ich mich in Meditation versenke oder
von der Flut des Alltäglichen überschwemmt werde.
Du bist mir nahe, umgibst mich, bist da.
Aber ich?
Bin ich dir nahe,
verweile ich bei dir,
halte ich Ausschau nach dir in meinem Denken, W
ollen und Handeln?
Ich bin auf so manchen Pfaden unterwegs und
immer wieder muss ich deine Nähe suchen,
um mich selbst nicht zu verlieren.
Unter dem Zeichen des Brotes
will ich ganz bewusst in deiner Nähe sein,
will mich deiner Nähe aussetzen.
Unter dem Zeichen des Brotes ‚
will ich ausharren vor dir und mein Herz deiner Nähe öffnen,
damit sie mein Leben verändert.
Komm Herr, Maranatha!
Michael Feil
Und er nahm Brot
... sprach das Dankgebet,
brach es und reichte es ihnen.
Herr, in einer einfachen Geste begegne ich dir,
im Brot, das den Hunger stillt,
im Brot, das erarbeitet sein will,
im Brot, das aus vielen Körnern entsteht,
im Brot, das die Fruchtbarkeit der Erde uns schenkt.
Du, der Unberührbare, Unnahbare, der ganz andere,
machst dich im Brot erfahrbar,
im Brot, das ich sehen kann, anfassen und schmecken,
im Brot, das mir auf der Zunge zergeht,
im Brot, das Teil unserer Menschenwelt ist;
Zeichen der Liebe und Zuneigung,
Zeichen des Miteinanders
und doch auch Symbol für den Neid
und die Hartherzigkeit.
Du hältst dich nicht fein heraus
aus unserem Alltagsgetümmel,
bleibst kein fernes, unerreichbares Ideal.
Du versammelst uns um den Tisch,
mutest uns zu, miteinander auszukommen,
lässt uns nicht aneinander vorbeigehen,
wirst erfahrbar, wenn wir das Brot miteinander teilen.
Du bist da, mitten unter uns,
und doch bleibst du verborgen
in einem Stück Brot –
nichts dahinter, was wir herausfinden könnten,
kein Trick, den wir erraten müssten –
einfach nur Brot
und in der Einfachheit: Du.
Brot, das mein Überleben sichert,
Brot, das für meine Bedürftigkeit steht,
Brot, das mir sagt: Du sollst leben!
Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet,
brach es und reichte es ihnen.
Michael Feil