Freitag, 13:08 Uhr

Philo-Sophie (1)

„Gott will, dass es uns gut geht“

„Gott will, dass es uns gut geht“

Sophie erklärt sich selbst und, wenn ihr jemand zuhört, auch anderen die Welt: „Gott mag es, wenn es uns gut geht und wenn wir was Schönes machen. Und wir können ihn um Hilfe bitten“, sagt sie zu mir. 

„Aha“, nicke ich. „Und woher weißt du das?“

„Er hat mal einem Blinden geholfen. Wie der hieß, weiß ich nicht mehr. Aber dass Gott ihm geholfen hat, das ist sicher.“ Hochkonzentriert und überzeugt schaut Sophie mich dabei an. Und bestätigt auf meine Nachfrage: Ja, das möchte er auch heute noch.

Sophie mag solche Gespräche. Wenn ich ihr gespannt zuhöre, wissen will, was sie denkt, welche Bilder sie im Kopf hat. Sie spürt, dass ich ihre Aussagen wichtig nehme und dass sie mich beschäftigen. Genauso liebe auch ich es, mich mit ihr auf die fragende Seite zu stellen, nicht schnell mein erwachsenes „Expertentum“ herauszukehren, sondern mich zurückzuhalten.

Was hätte ich selbst auf diese Frage geantwortet: Wer ist das, Gott? Das Übliche vermutlich: Dass niemand das genau weiß, dass sein Sohn Jesus uns aber von ihm erzählt hat. Dass er möchte, dass wir gegen Unrecht kämpfen, vielleicht auch eine bestimmte religiöse Praxis von uns wünscht. Einen Moment lang bin ich versucht, Sophie durch gezielte Nachfragen zu diesem Glauben hinzulotsen. Aber ich bremse mich.

Für heute genügt: Gott ist es wichtig, dass ich genieße, was er geschaffen und mir geschenkt hat! Dass ich mich wohlfühle. Eine starke Aussage von Sophie, die Wirkung bei mir hinterlässt. Weil sie mich überrascht, erstaunt und mir eine Perspektive eröffnet: Wie gut ist es, mich in dieser Gewissheit einfach auch mal zurücklehnen zu können!

Oft weiß ich doch selbst nicht, wie es wirklich ist: Wo war ich, bevor ich geboren wurde? Wie sieht Gott aus? Wo ist Opa jetzt, nachdem er gestorben ist? Wann sage ich, dass jemand wirklich meine Freundin ist? Was mache ich, wenn ich jemanden richtig doof finde, aber mit ihm oder ihr auskommen muss? Das auch als eigene Fragen zu formulieren, mit Sophie verschiedene Antworten abzuwägen, ihr „Expertentum“ und ihre „Weisheit“ herauszufordern und, ja, auch selbst Position zu beziehen – das erlebe ich als befreiende Erweiterung meines eigenen Horizonts. Und fühle mich von unseren Gesprächen beschenkt und dankbar.

Elisabeth Amrhein

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