Freitag, 11:19 Uhr

Partnerschaft im Familienalltag

Das Leben, das wir wollten

„Manches haben wir uns ganz anders erträumt“, erzählt Julia. Ein Haus auf dem Land, viel Platz für Kinder und Tiere, zwei Teilzeitstellen, um sich die Aufgaben in Familie und Beruf partnerschaftlich zu teilen, abwechselnd für die Kinder da zu sein und genügend „Luft“ für die Paar-Beziehung zu haben – das war der Plan. Doch nach der Geburt ihrer Tochter Kathi holte die Realität Julia und ihren Mann Arne ganz schnell ein.

Der Wohnort: Statt auf dem Land lebt die Familie in einer Großstadt. „Unsere Jobs ließen sich halt nicht aufs flache Land verlegen“, hat Julia gelernt. „Außerdem lassen sich Beruf und Familie in der Stadt durch das größere Betreuungsangebot für die Kinder leichter vereinbaren.“ Kathi ist jetzt zweieinhalb und geht seit kurzem in die Kita.

Der Beruf: Weil Julia möglichst lange stillen wollte, nahm sie den größten Teil der Elternzeit. „Da war Arne dann schon 'raus.“ Den beiden ging es nicht anders als vielen Paaren in ihrem Bekanntenkreis: In Arnes Branche war eine längere Auszeit nicht gern gesehen, zudem verdiente er deutlich besser als seine Frau. „Deshalb sahen wir keine wirkliche Wahl, wer zu Hause bei Kathi bleiben durfte.“ Zug um Zug setzte sich die pragmatische Lösung durch – statt der partnerschaftlichen, die sie sich gewünscht hatten. Heute ist Julia nur noch an drei Tagen in der Woche berufstätig, während Arne zum Abteilungsleiter aufstieg. Er verdient jetzt besser, aber natürlich werden Überstunden erwartet …

Der Haushalt: Bis zu Kathis Geburt teilten sich Julia und Arne die häuslichen Pflichten fifty-fifty, damit ihnen möglichst viel gemeinsame Freizeit blieb. Heute erledigt sie den größten Teil der Hausarbeit, „damit das Kind abends wenigstens noch etwas von seinem Papa hat, bevor es ins Bett geht.“

Was Julia und Arne so auch nicht erwartet hatten: Was ihnen früher geholfen hatte, den Alltagsstress auszubalancieren und die Kräfte wieder aufzufrischen, entfällt bei vielen Paaren zeitweise (?) zugunsten der Kleinen, die die elterliche Präsenz jetzt dringender brauchen. Das „Ich“ und das „Wir“ müssen zurückstehen.

Das Ich: „Manchmal hatte ich schon Zweifel, ob ich mich überhaupt noch mit Erwachsenen unterhalten kann“, erzählt Julia, „mein Kopf war oft nur voller Dialoge in Kleinkindsprache.“ Mal Abstand gewinnen von Memorys und laufenden Nasen, sich selbst spüren, den eigenen Gedanken nachhängen dürfen, anregende Gespräche jenseits des Windelhorizonts führen, mal nicht in die praktischen Jeans schlüpfen, sondern sich stylen und bewundert fühlen – das gelingt nur noch in raren Ausnahmemomenten.

Edelstein

Pusteblume

In ihrem Garten sind die Löwenzähne für meine Mutter die schlimmsten aller Feinde. Aber jetzt kniet sie begeistert neben Lukas auf der Wiese und hilft ihm, die Samen der Pusteblumen flächendeckend zu verteilen …

Robert, 29

Das Wir: Das gilt genauso für die Partnerschaft. Einander als Frau und Mann wahrzunehmen und nicht nur als Mutter oder Vater, wäre der Nährboden für das Überleben der partnerschaftlichen Liebe junger Eltern – und damit auch für ein geglücktes Familienleben. Aber: „Als Eltern-Team funktionieren wir – zum Glück – prima, aber als Paar finden wir phasenweise kaum statt“, bedauert Julia.

Kurz nach Kathis zweitem Geburtstag hat sie sich deshalb mit ihrem Mann zusammengesetzt, Bilanz gezogen und Konsequenzen überlegt. „Wir wollten nicht warten, bis Frust und Enttäuschung überhand nehmen, sondern schnell aktiv werden.“ Oma und Opa, die bisher schon ab und an ein „Enkelwochenende“ verschenkten, werden in Zukunft einmal pro Woche abends babysitten; außerdem will ein befreundetes Paar Kathi samstags regelmäßig „übernehmen“ und dafür seinen Sohn Ben an anderen Tagen Julia anvertrauen. „Es ist gar nicht so wichtig, was genau wir mit diesen kinderfreien Zeiten anfangen, solange es keine Hausarbeit ist“, sagt Julia. „Es geht es nur darum, dass wir uns als Paar wieder näher kommen und spüren, dass wir noch auf einem gemeinsamen Weg unterwegs sind.“

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