Rollenspiele
Heute Mama und morgen Polizist
„Ich wär’ die Mama und du das Baby!“ So oder ähnlich fangen die Spiele an, die Kinder mit etwa drei Jahren entdecken und bis ins Schulalter hinein mit Vorliebe pflegen: die Rollenspiele. Schon früher haben sie ihre Eltern leidenschaftlich gern nachgeahmt – wie sie essen und trinken, lesen oder telefonieren. Genauso entspringen auch jetzt die Rollenspiele dem unermüdlichen Drang der Kinder, „groß“ zu sein. Der Unterschied: Jetzt kommt mindestens ein Mitspieler dazu. Und damit eröffnen diese Spiele den Kindern eine Vielzahl von neuen Lernchancen.
- Sie verstärken die Neugier auf ihre Umwelt. Um richtig „Kaufladen“ oder „Bus“ spielen zu können, müssen sie der Verkäuferin in der Bäckerei und der Busfahrerin ganz genau zugucken.
- Sie erlauben ihnen, Handlungsmöglichkeiten auszuprobieren. Was sagen die anderen „Kunden“ wohl, wenn ich mich im „Laden“ vordränge?
- Sie ermöglichen ihnen, Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu erleben. Wie fühle ich mich, wenn ein anderer „Kunde“ sich im „Laden“ vordrängt?
- Sie fördern die sprachliche Entwicklung, im Spiel selbst etwa, wenn die Polizistin einem Fremden den Weg zum Bahnhof erklären muss oder wenn „Papa“ und „Kind“ überlegen, was sie kochen wollen. Aber auch schon beim Aushandeln der Rollen und beim Festlegen der Szene ist sprachliche Geschicklichkeit gefordert: Wer ist Polizist, wer Fußgänger, wer Autofahrer? Wo ist die Kreuzung, wo die Garage?
- Sie helfen Kindern, Enttäuschungen zu verarbeiten und Ängste in den Griff zu bekommen. Als „Arzt“, der seine Patienten pikst, versucht das Kind, seine Angst vor schmerzhaften Spritzen zu bewältigen.
Es lohnt sich also für Eltern, die Rollenspiele zu unterstützen. Kinder brauchen dazu
- erstens die Möglichkeit, ihren „Modellen“ in der Realität ausführlich zuzuschauen,
- zweitens geeignetes Spielzeug: Verkleidungskiste, Arztkoffer, Kaufladen, …
- drittens und vor allem Eltern, die mitspielen – auch wenn der Vater sich vielleicht blöd vorkommt, wenn er an einer Hundeleine bellend hinter seiner Dreijährigen herkrabbelt.
Hin und wieder erfahren Mütter und Väter bei solchen Spielen sogar etwas über sich selbst. Zum Beispiel, wenn ihr Kind die „unordentliche“ Puppe ausschimpft und sie sich darin plötzlich wie in einem Spiegel wiedererkennen – amüsiert, nachdenklich oder sogar erschrocken.