Gut, dass Babys schreien können. So nachhaltig, dass bei allen Erwachsenen in Hörweite Alarmsignale durch den Körper jagen und der Drang zu helfen fast unwiderstehlich wird. So ist gesichert, dass die hilflosen Kleinen alles bekommen, was sie brauchen: Nahrung, eine frische Windel, Zuwendung … Mit ihrem zuverlässigen Bemühen um Abhilfe zeigen Eltern ihrem Kind zugleich: Es lohnt sich, dass du deine Nöte und Wünsche äußerst – der wichtigste Anstoß, sprechen zu lernen!
Bei manchen Kindern geraten allerdings auch die aufmerksamsten Mütter und Väter an ihre Grenzen. Was sie auch versuchen: Füttern, Wickeln, Tragen, Bauchmassagen, entblähende Tropfen … – nichts hilft. Besonders gegen Abend schreien ihre Babys stundenlang untröstlich.
Früher nannten viele das „Dreimonatskoliken“ – weil die Kinder die Beinchen dabei krampfartig anziehen und ihr Bauch gebläht ist. Und: Nach ungefähr sechs Wochen erreicht die Schrei-Zeit ihren Höhepunkt, nach drei, vier Monaten ist schlagartig Ruhe. Der Versuch, die vermeintlichen Koliken durch einen Verzicht der stillenden Mutter auf „verdächtige“ Lebensmittel oder durch Zusätze im Fläschchen zu stoppen, ändert jedoch bei manchen Kindern wenig. Fachleute sprechen deshalb heute lieber von „exzessivem Schreien“ oder von „Schreibabys“; nach der populären „Dreierregel“ sind das Kinder, die mehr als drei Wochen lang an drei Tagen pro Woche mindestens drei Stunden lang schreien. Betroffene Eltern können und müssen allerdings nicht drei Wochen warten, ob ihr Baby tatsächlich dazugehört; sie brauchen Hilfe, sobald sie sich überfordert fühlen. Als Ansprechpartner dafür bieten sich vielerorts „Schreibaby-Sprechstunden“ (siehe Info) an.
Bei der Suche nach einer Schreibaby-Ambulanz oder -Sprechstunde hilft das Nationale Zentrum Frühe Hilfen im Internet: www.elternsein.info/suche-schreiambulanzen