Freitag, 12:48 Uhr

Mai 2012

Eifersüchtig auf das Baby?

In einem halben Jahr erwarten wir unser zweites (Wunsch-)Kind. Ein bisschen bange machen uns dabei die Erfahrungen einer Nachbarsfamilie; deren vierjährige Tochter nervt ihre Eltern seit der Geburt ihres kleinen Bruders mit heftigen Eifersuchtsanfällen. Wie können wir vorbauen, damit Anton (knapp 3) uns mit ähnlichen Reaktionen verschont?

Keine Frage: Die Eifersuchtsanfälle kleiner Kinder, die sich ungebremst und wie besinnungslos austoben, können Erwachsene mächtig beeindrucken. Umso wichtiger, dass wenigstens die Erwachsenen selbst kühlen Kopf bewahren! Versuchen Sie deshalb zunächst einmal, die Reaktionen Ihrer Nachbarstochter nüchtern einzuordnen: Sie selbst sieht im Augenblick nur, dass ihr kleiner Bruder viel Zeit, Zuwendung und Arbeitskraft seiner – ihrer! – Eltern beansprucht und dass sie selbst deswegen das eine oder andere Bedürfnis zurückstellen muss.
Dass unter dem Strich die Geburt eines Geschwisterchens kein Verlust, sondern ein klarer Zugewinn ist (miteinander spielen, gegenseitiges Unterstützen und Entlasten, andere Gewichtung der Kinder in der Familie u.v.m), müssen „die Großen“ erst noch lernen und erfahren. Je sicherer Sie davon überzeugt sind, desto gelassener können Sie mögliche Eifersuchtsattacken aushalten und desto eher wird sich diese Zuversicht auch auf Anton übertragen.

Auf der rein praktischen Ebene können Sie den „Schock“ für Anton abmildern, indem Sie

  • keine voreiligen Versprechungen machen („Mit deinem Geschwisterchen kannst du prima spielen.“ o.ä.). Bevor es so weit ist, muss das Kleine erst eine Zeit lang wachsen, und bis dahin darf Anton nicht den Eindruck gewinnen, dass Sie ihm eine Mogelpackung verkauft haben
  • ihm keine zusätzlichen „Verluste“ zumuten. Gut, wenn zum Beispiel der Start in den Kindergarten oder der „Umzug“ aus dem Elternschlaf- ins Kinderzimmer zeitlich nicht mit der Geburt des Geschwisterchens zusammenfallen
  • seine Beziehungen zu anderen „Bezugspersonen“ pflegen, zum Beispiel zu den Großeltern
  • seine Rolle als „großer“ Bruder betonen, zum Beispiel durch Mithilfe bei der Versorgung des Babys. Überfordern Sie Anton dabei aber bitte nicht – auch große Geschwister haben das Bedürfnis und das Recht, manchmal selbst wieder „klein“ zu sein
  • ihm täglich „quality time“ zu widmen, in der Sie nur für ihn da sind, als Mutter genauso wie als Vater – für das Baby kann so lange ja der Papa oder die Oma sorgen.

Vergessen Sie bei all dem bitte nicht: Die Geburt seines Geschwisterchens mutet Anton einen großen Entwicklungsschritt zu, den er ähnlich bewältigen muss wie Sie den Schritt vom Paar- zum Elternleben! Helfen können ihm dabei auch gute Bilderbücher über dieses Thema und spezielle „Geschwisterkurse“ von Familienbildungsstätten, Hebammenpraxen und Elternschulen.
Weitere Hinweise dazu finden Sie im Elternbrief 9 und unter Familie von A-Z.

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