Samstag, 15:22 Uhr

Oktober 2023

Wut, Freude & Co.: Den Umgang mit Gefühlen lernen

Wut, Freude & Co.: Den Umgang mit Gefühlen lernen
Maryna Vagonetochka auf Envato elements

Im Moment ist unser Sohn Jan, drei Jahre, ganz schön anstrengend. Er bekommt schnell Wutanfälle und ich mache mir Sorgen, dass er mit seinen Gefühlen noch nicht richtig umgehen kann. (Manuel, 33)

Mit Ihren Sorgen sind Sie bestimmt nicht alleine! Manche Kinder hauen oder beißen aus der Verzweiflung heraus, sich anders noch nicht verständlich machen zu können. Wenn Kinder anfangen zu sprechen, ändert sich das oft. Dann erweitern sich ihre Möglichkeiten, sich angemessen zu verständigen. Kinder beschreiben dabei auch nach und nach Gefühle - zunächst auf ganz einfache Weise: „Das Baby lacht“, „Anna weint“ und anderes mehr. Die eigenen Gefühle zu erkennen, auszudrücken und damit umzugehen, ist ein längerer Entwicklungsprozess.

Step 1: Gefühle ins Wort bringen

Der erste Schritt ist: Gefühle wahrzunehmen und zu benennen (und das ist ja selbst für uns Erwachsene oft gar nicht so einfach). Kinder lernen durch andere Menschen, ihre Gefühle auszudrücken. Sie hören einen Begriff und verwenden ihn dann selbst – manchmal allerdings in einem falschen Zusammenhang. So kann beispielsweise ein dreijähriges Kind aus voller Überzeugung sagen: „Mir ist so langweilig!“, wenn es total aufgeregt ist. Dann ist es für die Eltern wichtig, diese Aussage richtig zu deuten. In diesem Fall hat das Kind den Begriff „langweilig“ wahrscheinlich irgendwo aufgeschnappt - und verwendet ihn nun immer, wenn es vor Aufregung nicht weiß wohin mit sich. Dann können Eltern erklären, was das benutzte Wort wirklich meint und welches besser geeignet ist, um zu beschreiben, wie ihr Kind sich fühlt. Zusätzlich können Bilderbücher und Gefühlskarten Kindern helfen, ihre Gefühle passend zu benennen. Hier gibt es ein vielfältiges Angebot. Manchmal haben Kinder im Alter Ihres Sohnes für sich auch (noch) nicht ganz klar, ob es ihre eigenen Gefühle sind, die sie gerade erleben. Oder eben die Gefühle ihres besten Kumpels, ihrer engsten Freundin oder eines anderen Menschen.

Es hilft Kindern auszudrücken, was sie fühlen, ...

  • wenn sie einen Spielraum bekommen, sich damit auszuprobieren,
  • wenn Eltern sich die Zeit nehmen, mit ihnen gemeinsam zu erforschen, was sie gerade empfinden:  Ob sie zum Beispiel eher wütend oder eher traurig sind, weil sie nicht zu einem Kindergeburtstag eingeladen sind - oder gar beides auf einmal? Das Gefühl verstanden zu werden, ist dabei ganz entscheidend.

Step 2: Der Umgang mit Gefühlen

Der zweite Schritt ist: mit Gefühlen umgehen. Das zu lernen, kann für Dreijährige wirklich herausfordernd sein. Was Ihren Sohn betrifft: Wenn Jan das nächste Mal wütend ist, können Sie ihm helfen damit klarzukommen, zum Beispiel, indem Sie

  • gemeinsam in ein „Wutkissen“ hauen oder
  • Wutmonster malen, die er dann anschließend zerreißen darf.

Auch körperliche Aktivität kann hilfreich sein: Herumhüpfen oder ein lauter „Wutschrei“ (sofern dadurch keine anderen Menschen gestört werden).

Step 3: Gefühle von anderen wahrnehmen

Der dritte Schritt ist: die Gefühle anderer Menschen zu erkennen. Wie gesagt: Bereits Zweijährige können einfache Gefühle benennen. Dabei unterscheiden sie jedoch meistens zwischen negativen und positiven Gefühlen. Sich in andere hineinversetzen; erkennen, was in ihnen vorgeht (und dass das etwas ganz anderes sein kann als ihre eigenen Gefühle), können Kinder erst ab etwa Beginn des vierten Lebensjahres. Dies bildet eine wichtige Voraussetzung dafür, Streitigkeiten und Konflikte gemeinsam anzugehen und zu lösen. 

Sabine Maria Schäfer
Erziehungsberaterin, systemische Familientherapeutin und "Kess-erziehen" - Kurs-Referentin

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